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Zerstörung in Marokko: Nach dem schweren Erdbeben sitzt eine Überlebende in den Trümmern ihres Hauses im Bergdorf Moulay Brahim
Die Suche nach Vermissten in Marokko geht weiter. In der Hoffnung, drei Tage nach dem schweren Erdbeben in Marokko noch Überlebende zu finden, haben die Einsatzkräfte ihre Rettungsbemühungen
weiter intensiviert. Während die Menschen die dritte Nacht in Folge aus Angst vor weiteren Nachbeben auf der Straße verbrachten, begannen Soldaten und ausländische Hilfsteams in Lastwagen
und Hubschraubern, in die entlegenen Bergdörfer vorzudringen. Militärfahrzeuge, beladen mit Bulldozern und logistischer Ausrüstung, versuchten in zerklüftetem Gelände Straßen von Schutt zu
befreien, damit auch Krankenwagen durchkommen, wie die Online-Zeitung Morocco World News berichtete.
Rettungsteams sind Tag und Nacht im Einsatz, um Überlebende zu finden
Für die Such- und Bergungskräfte ist es ein Wettlauf gegen die Zeit: Experten geben einen Richtwert von maximal 72 Stunden an, in denen ein Mensch ohne Wasser auskommen kann. Hunderte
Menschen werden noch vermisst. Das Beben ereignete sich in der Nacht auf Samstag und überraschte viele Menschen im Schlaf. Nach bisherigen amtlichen Angaben kamen mindestens 2122 Menschen
ums Leben, mindestens 2421 weitere Menschen wurden verletzt. Laut der US-Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum mit einer Stärke von 6,8 etwa 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im dünn
besiedelten Atlas-Gebirge. Es ist das schwerste Erdbeben in Marokko seit mehr als 60 Jahren. 1960 waren mindestens 12.000 Menschen bei einem Beben in dem Land ums Leben gekommen.
Mehrere Länder, darunter Deutschland, haben ihre Hilfe angeboten, doch Marokko will zunächst nur von vier Ländern Unterstützung annehmen. Wie das Innenministerium am späten Sonntagabend
erklärte, hätten die Behörden nach gründlicher Untersuchung »auf die Unterstützungsangebote der befreundeten Länder Spanien, Katar, Großbritannien und Vereinigte Arabische Emirate reagiert«.
Deutsche Hilfsorganisationen wie das Technische Hilfswerk schickten ihre bereitgestellten Mitarbeiter vorerst wieder nach Hause. Seit Samstagabend hatten Einsatzkräfte für einen möglichen
Rettungseinsatz bereitgestanden, wie das THW am Sonntagnachmittag mitteilte. Zuvor hatten bereits die Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und der Bundesverband Rettungshunde mitgeteilt, dass
sie nicht mehr mit einem Rettungseinsatz ihrer bereitstehenden Helfer in Marokko rechneten.
Auch Saudi-Arabien will Marokko unterstützen. König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman hätten die Einrichtung einer Luftbrücke zur Hilfslieferung nach Marokko angeordnet, berichtete
die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Sonntagabend. Nach einem Bericht der englischsprachigen Zeitung »Arab News« soll ein saudisches Such- und Rettungsteam die Rettungskräfte
unterstützen.
Die Regierung in Marokko kündigte unterdessen einen Sonderhilfsfonds für die Not leidende Bevölkerung an. Damit sollten unter anderem Kosten zur Absicherung beschädigter Häuser gedeckt
werden, berichtete die marokkanische Nachrichtenseite Hespress unter Berufung auf einen Regierungssprecher. Zur Höhe des Fonds gab es keine Angaben. Er solle sich aus Geldern öffentlicher
Einrichtungen und freiwilliger Beiträge des Privatsektors zusammensetzen, hieß es. Zur medizinischen Versorgung der mehr als 2000 Verletzten seien neben den ortsansässigen Krankenhäusern und
Ambulanzdiensten mehr als 1000 Ärzte sowie 1500 Krankenschwestern und Pfleger mobilisiert worden.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300.000 Menschen von der Erdbeben-Katastrophe betroffen.
Zerstörung in Marokko: Nach dem schweren Erdbeben sitzt eine Überlebende in den Trümmern ihres Hauses im Bergdorf Moulay Brahim
Rettungsteams sind Tag und Nacht im Einsatz, um Überlebende zu finden