Greenspan-warnung: "rezessionswahrscheinlichkeit beträgt 50 prozent"

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Washington - Alan Greenspan war immer für eine Überraschung gut, doch dieses Timing hat es in sich: Heute Abend wird Ben Bernanke, der Chef des US-Notenbank Fed, aller Voraussicht nach die


Zinsen erneut senken, um damit den Abwärtstrend der amerikanischen Wirtschaft zu stoppen. Wenige Stunden vorher meldet sich nun Bernankes Vorgänger Greenspan in der deutschen


"Zeit" zu Wort. Sein Kommentar zu den Bemühungen der Fed: Bringt alles nichts, die drohende Rezession werde man ohnehin kaum mehr abwenden können. "Ich glaube, dass die


Wahrscheinlichkeit einer Rezession mindestens 50 Prozent beträgt", sagte Greenspan der Zeitung. "Weltwirtschaftliche Einflüsse sind heute stärker als fast alles, was die Geld- und


Fiskalpolitik ihnen entgegensetzen kann." Die langfristigen realen Zinsen hätten wesentlich mehr Einfluss auf den Kern der Wirtschaft als die Entscheidungen in Nationalstaaten.


"Zentralbanken haben mehr und mehr die Möglichkeit verloren, diese langfristigen Zinsen zu beeinflussen", sagte Greenspan. Immerhin hält es Greenspann für unwahrscheinlich, dass


eine US-Rezession eine globale Rezession hervorrufe. "Doch das globale Wirtschaftswachstum wird sich wahrscheinlich recht deutlich verlangsamen." Der Internationale Währungsfonds


(IWF) rechnet aktuell für 2008 nur noch mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von 4,1 Prozent. Der Fonds hat damit seine Prognose vom Oktober um 0,3 Prozentpunkte gesenkt. Für die USA


rechnet der Fonds nur noch mit einem Wachstum um 1,5 Prozent. Nach Einschätzung von Aktienhändlern dürfte die Fed heute noch einmal an der Zinsschraube drehen, um der strauchelnden


US-Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Bereits in der Vorwoche hatte die Notenbank nach dem Börsencrash in Fernost und Europa überraschend den Schlüsselzins um 75 Basispunkte auf 3,5


Prozent gesenkt. Greenspan wies Vorwürfe zurück, die laxe Zinspolitik der Fed habe zu der Immobilienkrise beigetragen. "Die Auffassung, dass die Politik der Federal Reserve irgendwie


die Preise von Wertpapieren oder Immobilien habe steigen lassen, finde ich schwer nachvollziehbar", sagte er in der "Zeit". Ökonomen hatten der Fed vorgeworfen, durch


jahrelang niedrige Zinsen Kredite so verbilligt zu haben, dass letztlich selbst Bürger, die unter normalen Umständen niemals ein Darlehen bekommen hätten, ein Haus auf Pump kaufen konnten.


Die stetige Nachfrage habe für immer weiter steigende Preise gesorgt. _wal/Reuters/AFP_