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Für Autofahrer sind sie ein Ärgernis: Schlaglöcher, manchmal knöcheltief, verwandeln die Straßen in einen Hindernisparcours.
Bei Reinhold Rühl klingelt deshalb häufig das Telefon. Der 67-jährige Chemiker arbeitet bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft. Nur beschweren sich bei ihm keine genervten
Autofahrer, sondern Straßenbauämter, deren Arbeiter zu Tausenden die Stellen flicken. Wenn sie den neuen Asphalt auftragen, haben sie häufig mit Kopfschmerzen und Brechreiz zu kämpfen. Es
sei ein Glück, dass "noch keiner ins Krankenhaus gekommen ist", sagt Rühl, der den Bereich Gefahrstoffe leitet.
Die Klagen führt Rühl auf Lösemittel zurück, die im Reparaturasphalt enthalten sind. 200.000 Tonnen davon werden jedes Jahr in Deutschland verbraucht. Nach seiner Rechnung werden bei der
Verarbeitung einer Tonne bis zu fünf Liter Lösemittel freigesetzt. Das wären eine Million Liter, die in die Atemwege der Bauarbeiter gelangen oder durch den Boden ins Grundwasser sickern
können.
Mit gefährlichen Folgen. Lösemittel können beim Menschen nicht nur Übelkeit verursachen, manche erhöhen auch das Risiko, an Krebs zu erkranken. Über die Lunge geraten sie zunächst ins Blut
und werden dann in Organe und Gewebe transportiert.