Tatsächlich liebe: wie die nationalmannschaft die nations league schätzen lernte

Tatsächlich liebe: wie die nationalmannschaft die nations league schätzen lernte

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Braucht keiner, will keiner: Die Nations League war hierzulande lange nicht wohl gelitten. Jetzt, da die Fußball-Nationalelf den Wettbewerb gewinnen kann, ist das anders. Wenn in den


nächsten Stunden nicht noch überraschend die Welt untergehen sollte, dann wird Joshua Kimmich am Mittwochabend in München Aufnahme in einen erlauchten Kreis finden. Im Halbfinale der Nations


League gegen Portugal (21 Uhr/ZDF und Dazn) wird Kimmich sein 100. Länderspiel für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bestreiten – als bisher 14. Spieler in der Geschichte des


Deutschen Fußball-Bundes. „Eine große Ehre“ sei das, sagt er, „das bedeutet schon viel für mich“. Joshua Kimmich verfügt in dieser illustren Gesellschaft sogar über ein


Alleinstellungsmerkmal – auch wenn er darauf wohl liebend gerne verzichten würde. Der aktuelle Kapitän der Nationalmannschaft ist der Einzige aus dem Kreis der Hunderter, der noch nicht


Weltmeister ist. Zweimal ist Kimmich bei einer WM-Endrunde angetreten, 2018 in Russland und 2022 in Katar, und beide Male scheiterten die Deutschen bereits in der Vorrunde. Der


Mittelfeldspieler des FC Bayern München, ein Muster an Ehrgeiz, hat das fast schon persönlich genommen. Nach dem frühen Aus in Katar grübelte er sogar, ob der Misserfolg kausal mit seinem


Mitwirken zusammenhängen könnte. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit


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Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Das ist natürlich Quatsch. Kimmich hat schließlich auch


schon in der Nationalmannschaft gezeigt, dass man mit ihm Titel gewinnen kann. 2017 war das, ebenfalls in Russland, als die Deutschen im Confed-Cup triumphierten. Ja, gut, der Confed-Cup …


Mit dem Confed-Cup verhält es sich ein bisschen so wie mit der Nations League: Ist eigentlich nicht von Belang – es sei denn, man hat eine realistische Chance, diesen Wettbewerb zu gewinnen.


Das ist für die Nationalmannschaft beim Final Four im eigenen Land nun das erklärte Ziel, auch wenn es sich bei der Nations League laut Joshua Kimmich um „einen etwas kleineren Titel“


handelt. Trotzdem hat Niclas Füllkrug, Mittelstürmer der Nationalmannschaft, dieser Tage gesagt: „Wir gehen das sehr, sehr, sehr seriös an.“ Sehr, sehr, sehr! > Die Nations League ist 


wichtig für unsere Entwicklung als > Mannschaft. Damit wir dieses Selbstverständnis entwickeln, dass wir > Top-Nationen in Europa schlagen können. JOSHUA KIMMICH, Kapitän der deutschen


Nationalmannschaft Denn Titel ist Titel, und von denen gab es für die Nationalmannschaft zuletzt nicht allzu viele zu feiern. Seit dem Sieg im Confed-Cup ist das Team bei den großen


Turnieren zweimal in der Vorrunde gescheitert, einmal im Achtel- und einmal im Viertelfinale. Dazu kamen die Deutschen in den bisherigen drei Durchgängen der Nations League nie über die


Gruppenphase hinaus. Eine Liebesgeschichte ist das zwischen der Nationalmannschaft und der Nations League lange nicht gewesen. Braucht keiner, will keiner: Das war hierzulande die


vorherrschende Meinung. Selbst Oliver Bierhoff, der frühere Manager der Nationalmannschaft und als solcher ganz sicher kein Kritiker der Gewinnmaximierung, hat sich anfänglich eher abfällig


über die Nations League geäußert: „Man hat am Ende das Gefühl, die Uefa muss noch mal Geld erwirtschaften und macht deshalb den Wettbewerb.“ ERST IM SIEBTEN SPIEL GELANG DER ERSTE SIEG Die


Performance der Nationalmannschaft fiel entsprechend aus: irgendwie lust- und belanglos. Bei der ersten Ausspielung wären die Deutschen eigentlich sogar aus der ersten Division abgestiegen;


allein eine Reform des Modus bewahrte sie vor dieser Peinlichkeit. Und erst im siebten Spiel gelang dem Team der erste Sieg überhaupt. „Für mich war die Nations League ein Wettbewerb, in dem


man Dinge mal ein bisschen ausprobieren kann“, hat der frühere Bundestrainer Joachim Löw vor kurzem noch einmal gesagt. Sein Nach-Nachfolger Julian Nagelsmann verfolgt eine andere


Herangehensweise. Eine Herangehensweise, die offenbar auch bei seinem Team verfängt. Nachdem sich die Nationalmannschaft im vergangenen Herbst vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert


hatte, sagte der Bundestrainer: „Ich habe in der Nations League noch in keinem Spiel das Gefühl gehabt: Es ist egal, ob wir gewinnen oder ob wir nicht gewinnen. Das ist schon ein großer


Fortschritt.“ ES KÖNNTE DIE REVANCHE GEGEN SPANIEN GEBEN Die Nations League ist für die Deutschen die Brücke, die von der Heim-EM im vergangenen Jahr auf direktem Wege zur Weltmeisterschaft


2026 in Nord- und Mittelamerika führen soll – und für die Bundestrainer Nagelsmann bereits den Titel als Ziel ausgerufen hat. „Die Vorbereitung hat schon begonnen“, sagt Joshua Kimmich mit


Blick auf das Turnier im kommenden Jahr. „Die Nations League ist wichtig für unsere Entwicklung als Mannschaft. Damit wir dieses Selbstverständnis entwickeln, dass wir Top-Nationen in Europa


schlagen können.“ Sollte das an diesem Mittwoch gegen Portugal gelingen, ginge es im Endspiel gegen den Sieger des zweiten Halbfinales (Donnerstag, 21 Uhr), in dem sich Frankreich und


Spanien gegenüberstehen. Ein Duell mit den Spaniern, dem Titelverteidiger und Europameister, hätte für die Nationalmannschaft ohne Zweifel einen besonderen Reiz. Es würde Nagelsmann und


seinen Spielern die Möglichkeit eröffnen, noch ein bisschen was geradezurücken. Elf Monate ist es her, dass sich beide Teams – im Viertelfinale der Europameisterschaft – zuletzt


gegenüberstanden und sich die Spanier denkbar knapp nach Verlängerung durchsetzten. Joshua Kimmich sagt über das unglückliche Ausscheiden bei der Heim-EM: „Keiner hatte das Gefühl, dass wir


die schlechtere Mannschaft sind.“